Montag, 15. August 2016

Schriftsteller: Mythos und Wahrheit

Wer an einen Schriftsteller denkt, hat meist ein vorgefertigtes Bild vor Augen. Da sitzt jemand mit einem Stapel Papier und einem Füller (im Idealfall natürlich mit einer Feder) im Grünen und sinniert mit verträumtem  Gesichtsausdruck über den nächsten Satz. Eventuell sitzt er auch in einer kleinen, gemütlichen Kammer, die von einer einsamen Kerze in goldenes Licht getaucht wird. Der Gesichtsausdruck bleibt derselbe.

Die Wahrheit sieht natürlich anders aus.
Ich habe mir für das Schreiben einen kleinen Laptop zugelegt. Der kann sonst nichts. Nur Schreiben. Aber man kann ihn überall mit hinnehmen und er ist immer sofort betriebsbereit.

Damit sitze ich dann eher selten im Freien. Das ist meistens viel zu kalt. Da nimmt man schon lieber das Sofa im Wohnzimmer mit elektrischem Licht. Und Heizung... Dort sitze ich also im Schneidersitz, den Laptop auf dem Schoß und den Fernseher an. Ja, richtig. Ich kann es nicht leiden, wenn absolute Ruhe herrscht. Und auf dem Tisch steht ein Becher mit einem kalt gewordenen Heißgetränk.

Mein Gesichtsausdruck ist auch weniger verträumt als fanatisch. Schließlich will ich wissen, wie es weiter geht. Denn das ist kein Klischee. Die Figuren entwickeln schnell ein einzigartiges Eigenleben und als Schriftsteller sitzt man davor, schaut zu und schreibt es auf. Ein paar Rahmendaten darf man noch dazu geben. Manchmal.

Diese Geschichte, die sich da vor unserem inneren Auge abspielt, lässt uns nicht mehr los. Das romantische Bild des Schriftstellers ist also nicht von außen sichtbar, sondern spielt sich in seinem Inneren ab. Und  diese Romantik gilt es weiter zu geben.

Eure Nadine